Dorle Roadrunner
Ich nenne mich in meiner Helden-Identität „Dorle Roadrunner“, weil ich nie aufgegeben habe. Ich bin gelaufen, manchmal gestolpert, aber nie stehen geblieben. Mein Motto: Immer schön in Bewegung bleiben!
- Vorgeschichte: Ich bin Doris, aufgewachsen in einem Umfeld, in dem Alkohol irgendwie immer dazugehörte – fast unmerklich, schleichend. Schon als Kind habe ich viel ertragen, war oft unsichtbar und emotional alleingelassen. Ich war da, aber nicht wirklich da. Als Erwachsene hat der Alkohol diese Leere betäubt. Er hat mich vergessen lassen, was ich nicht fühlen wollte.
- Der Beginn/Auslöser: Es begann leise. Ich ließ den Alkohol ganz in mein Leben, weil er mir half, nichts mehr zu spüren. Die innere Leere wurde erträglicher, aber nur scheinbar. Ich funktionierte – das war alles.
- Die Krise: Ich zog mich immer mehr zurück, trank immer mehr, schlief schlecht, fühlte mich allein und hoffnungslos. Ich hatte das Gefühl, in einem stillen Strudel unterzugehen.
- Die Eskalation: Ich landete mehrfach auf der Suchtstation – weil ich selbst oder andere den Notruf wählten. Immer wieder sagte ich mir: „Das war das letzte Mal.“ Einmal stand ich auf meinem Balkon im sechsten Stock und dachte: Vielleicht ist das der Ausweg.
- Der Wendepunkt: 2014 wurde mir bewusst: Ich brauche Hilfe. Zwei Jahre später begann ich eine stationäre Kurzzeittherapie. Der Therapeut dort hat mich erreicht. Ich habe erkannt, dass ich krank bin – und ich habe es mir eingestanden.
- Schritt zurück, Anlauf: Ich war unsicher, ob ich den Weg der Abstinenz schaffen würde. Doch ich habe ihn geschafft – mit einer Leichtigkeit, die mich selbst überrascht hat. Heute bin ich seit fast acht Jahren trocken.
- Heute: Ich engagiere mich in unserem Suchthilfeverein, stelle ihn auf der Suchtstation in Taufkirchen vor und leite eine Selbsthilfegruppe. Ich versuche, anderen zu zeigen: Der Weg lohnt sich. Du hast mehr zu gewinnen als zu verlieren.
- Was mir besonders geholfen hat – Meine Superkräfte:
- Offenheit – ich rede über meine Erkrankung, ohne Maske
- Innere Stärke – die ich ohne Alkohol wiederfand
- Dankbarkeit – für alles, was ich zurückgewonnen habe
- Selbstliebe – weil ich gut bin, so wie ich bin
- Woran ich gewachsen bin: Ich liebe mich heute – aufrichtig. Ich spüre, dass ich stark bin. Auch wenn mir der Blick für meine eigene Leistung manchmal schwerfällt: Ich gehe weiter.
- Was ich mir wünsche:
- Ich wünsche mir, dass Suchterkrankungen öffentlich als das anerkannt werden, was sie sind: Erkrankungen – keine Charakterschwächen.
- Ich wünsche mir, dass niemand ausgegrenzt wird – weder wegen seiner Geschichte noch wegen seines Kampfes.
- Ich wünsche mir, dass alle erfahren dürfen, wie wunderschön das Leben ohne Alkohol ist.