Foto: Stephanie Gresskötter
Das Leben, die Bilder und die Geschichte von Nadja Abd el Farrag sind durch ihren tragischen Tod aktuell wieder sehr präsent. Als eng mit dem Schicksal verbunden, wird häufig ihr Umgang mit der Droge Alkohol genannt. Dass dies zutrifft, kann man wegen der veröffentlichten Todesursache und Textpassagen aus ihrer Autobiografie durchaus annehmen.
Wie so oft haben uns Teile der Medienlandschaft, über die Jahre hinweg, ein Bild über Frau Abd el Farrag in den Kopf gepflanzt, von dem wir ebenfalls als zutreffend annehmen dürfen, dass es von dem wahren Menschen Nadja Abd el Farrag abweicht.
Die aus Ihrer Geschichte geschaffenen Zerrbilder, bedienen nicht nur billigend Klischees, sie formen ein zerstörerisches Stigma. Das ist sicher keine geeignete Art der Zuwendung und Aufmerksamkeit, die jemand mit Anzeichen einer Suchterkrankung benötigt.
Wer übernimmt die Verantwortung über den Umgang mit Frau Abd el Farrag? Die Art und Weise zeigt eine Gesellschaft , die mit sorgfältig gepflegter Unkenntnis und mit von Logik befreiten Vorurteilen bewaffnet, zur medialen Übergriffigkeit neigt. Frau Abd el Farrag steht hierbei stellvertretend für viele Menschen des öffentlichen Lebens. Medialer Missbrauch muss daher thematisiert werden.
Für mich, als jemand, der sich für Entstigmatisierung einsetzt, ist das eine Bestätigung dafür, dass unbedingt etwas gegen diese radikalen Mechanismen getan werden muss. Denn, Frau Abd el Farrag steht auch mit ihrer Art des Umgangs mit der Droge Alkohol, stellvertretend für viele Menschen.
Daher sehe ich unsere Initiative Respect vs Stigma als extrem wichtig:
- Gut, das wir zeigen, dass es einen Weg gibt, um aus dem Teufelskreis von Gewohnheit und Sucht herauszukommen.
- Gut dass wir einer, mit Vorurteilen zur Übergriffigkeit neigenden Gesellschaft zeigen, dass und warum das vorherrschende pauschale Zerrbild von Sucht nicht nur falsch ist, sondern uns als Gesellschaft massiv schadet.
- Gut, dass wir mit jeder einzelnen unserer Helden-Geschichten falsche Bilder, Mythen und Vorurteile mächtig ins Schwanken bringen werden.
Stefan Friedlein/14.05.2025
